Gegen 23 Uhr Ortszeit verließen wir dann endlich den Flughafen auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Den wir dann um 3 Uhr, nachdem wir mit einer Fähre gefahren waren, hinter einer Kirche fanden. Kirchen sollten in den weiteren drei Monate noch öfters eine gute Schlafgelegenheit für uns sein.
Am folgenden Tag fuhren wir nach Shelton einem Vorort von Seattle zu meiner
Tante, um uns erst mal zu akklimatisieren. Von hier aus ging es nach drei
wunderbaren Tagen erst nach Westen an den Pazifik und dann nach Norden an der
Küste entlang nach Port Angeles, von wo aus wir mit einer Fähre nach Vancouver
Island übersetzten. Dort angekommen fuhren wir als erstes in die Wildnis um
unser 24 Stunden Solo zu überstehen. Nach ein paar schönen Tagen verließen wir
Vancouver Island in Richtung Vancouver, wo wir bei Verwandten von David für
sechs Tage unterkamen um uns die erste große Stadt auf unserer Route anzusehen.
Von hier aus ging es nun wieder zurück nach Seattle und zu meiner Tante. Von
wo aus es nach erneuten drei Tagen Aufenthalt wieder an die Küste ging. Nun
folgten wir der Küste nach Süden dem Staat Oregon entgegen. Die gesamte
wunderschöne Küste von Oregon bewegten wir uns von State Park zu State Park, da
diese für uns günstige Campingplätze mit Duschen “for free“ beinhalteten.
Nun ging es weiter in Richtung Kalifornien wo wir ab Eureka unsere Route
etwas mehr in das Inland verlegten um dem ständigen Nebel der Küste zu entgehen.
Unsere Entscheidung wurde mit Temperaturen bis über 40 Grad Celsius belohnt.
Kurz vor San Francisco trennten wir uns dann das erste Mal absichtlich auch über
Nacht, denn Karsten, David und ich wollten uns nicht den wunderbaren Point Reyes
entgehen lassen.
In San Francisco trafen wir uns dann alle bei einer vorher ausgemachten
Adresse zur verabredeten Uhrzeit wieder. Was aufgrund der steilen Berge für
manche doch ein kleines Problem darstellte. San Francisco war die Stadt auf
unserer Tour die mich am meisten faszinierte. Die steilen Straßen, die schönen
Brücken, die berüchtigte Gefängnis Insel Alcatraz und das Leben, was die gesamte
Stadt nur so durchflutete. Auch hier nahmen wir uns sechs Tage Zeit die Stadt
mit ihren Sehenswürdigkeiten anzuschauen, um anschließend die Küste in Richtung
des berühmten Yosemite Nationalparks zu verlassen. Nach sieben Tagen und vielen
Höhenmetern erreichten wir schließlich voller Erwartungen den wunderschönen Park
in der Sierra Nevada. Das Herz des riesigen Parks ist ein Tal das ringsherum von
tausend Meter hohen Felsformationen umgeben ist.
Das Yosemite Tal ist eines der größten Kletterparadise der Welt, was man auch an den vielen Sprachen, die auf dem Campingplatz gesprochen wurden, feststellen konnte. Hier lernten wir viele nette Leute kennen. Dies war auch ein Grund, warum Karsten, David und ich einen Tag länger blieben als die Anderen. Wir wollten die Strecke in einer kürzeren Zeit bewältigen. und hatten vereinbart, daß, wenn jemand eine Allein- fahrt machen, d.h. einige Tage alleine unterwegs sein wollte, er die Chance hatte, dies von Yosemite zurück an die Küste nach Santa Cruz zu tun. Ich wollte diese Chance nutzen.
Am ersten Tag fuhr ich 170 km und fragte bei einer Farm, ob ich bei ihnen
mein Zelt aufstellen konnte. Sie boten mir einen ausrangierten Wohnwagenanhänger
an, in dem ich eine super Nacht verbrachte. Am zweiten Tag traf ich ungewollt
die anderen, wo manch einer von einer grauenvollen Nacht immer wieder geweckt
von Sprinkleranlage, Ungeziefer und Polizei zu berichten wußte. Wir fuhren
gemeinsam weiter bis an einen schönen Campingplatz kurz vor Santa Cruz. Nun
hatten wir einen sehr ruhigen nächsten Tag, an dem wir uns das Städtchen und die
vielen Surfer ansahen.
Wir waren trotz der zwei vorher ungeplanten Umwege über Vancouver und
Yosemite noch so zeitig, daß wir uns von nun an Zeit lassen konnten, um die
Landschaft zu genießen.
Wir sahen dieses letzte Stück als eine Art Erholung für die bald wieder
anfangende Schule an. Es waren sozusagen unsere Sommerferien, nur eben im
Oktober.
Als wir in Los Angeles ankamen und durch Malibu fuhren war ich erst total
enttäuscht. Malibu hatte ich mir anders vorgestellt, doch ich wurde später in
Santa Monica und Venice mehr als entschädigt. In Los Angeles blieben wir ein
paar Tage um uns die, mit dem Fahrrad, viel zu große Stadt anzuschauen. Unser
Einkaufsgeld, das wir bei Andi hinterlegen mußten, auszugeben und uns zu
entspannen.
Los Angeles ist aufgrund der hohen Bevölkerungszahl und der stattfindenden
Zersiedlung zu einer unvorstellbar großen Stadt herangewachsen. Wir fuhren vom
Strand in Venice gute 50 km nur durch die Stadt von einer Ampel zur nächsten bis
wir endlich, noch lange nicht am Ende der Stadt die Adresse bei der wir
übernachteten erreicht hatten.
Die Stadt hat auch schönes zu bieten wie z.B. die Sternwarte mit dem dazugehörigen Museum, sie liegt auf einem Berg nahe dem wohl überall bekannten Hollywood. Ich werde den Ausblick den man bei Nacht von dort oben auf die Stadt mit ihren viereckig angelegten Straßenzügen die in der Dunkelheit leuchten wohl nie vergessen.
Nun ging es nach einigen schönen Tagen wieder zurück in das nun kalte Deutschland, und die schöne Fahrt war schon zu ende.