Flight MS 786 to Kairo delay… Schon am Flughafen in Frankfurt spürte ich die Vorboten der ägyptischen Art, wie ich sie in den nächsten sechs Wochen noch ausführlicher kennen lernen sollte, denn der Flieger, der um 15:10 Uhr von Frankfurt abgehen sollte, landete erst um 14:40 Uhr aus Kairo.

Doch schon am Gate musste ich mich von einem Teil meines Handgepäcks trennen, denn Julias Geschenke drei Hohes C Getränkepackungen durften nicht mitfliegen. Da ich Julias Geschenke natürlich nicht wegschmeißen wollte trank ich sie, so dass ich schon kurze Zeit später die Flughafentoiletten besichtigte.

Später im Flugzeug schon der erste Schock, die Bordsprache ist Arabisch und das Englisch ist sehr knapp gehalten und kaum verständlich. Dazu kommt, dass das Arabisch sich für mich doch sehr neu anhört und ich überhaupt kein Wort oder Satzende erkennen kann.
Im Board-TV läuft ein Film mit schlechter Aufnahmequalität in Bild und Sound, besonders der Sound ist unerträglich. Ständig ist eine viel zu laute aufdringliche Musik zu hören die von den Schauspielern nur übertönt werden kann, wenn sie ebenfalls schreien, was sie dann auch meistens tun. Diese Art des Films bekam ich dann während meinem Ägyptenaufenthalt noch öfters zu sehen und stellte sich zusammen mit sehr gewalttätigen Videos als typisch ägyptisch heraus.
Den Ton stellte ich lieber aus und dachte während dem Flug über meinen Ägypten aufenthalt nach.

Mein Flug soll mich zu einem Praktikum in der Kairo Iron and Steel Company bringen. Eine der größten Eisen und Stahl herstellenden Firmen in Afrika. Das Praktikum wurde mir von IAESTE organisiert und sollte vier Wochen dauern. In den restlichen zwei Wochen bis zum Rückflug wollte ich Ägypten bereisen.
Den Rückflug hatte ich von Hurghada gebucht, welches als Surferparadies bekannt ist, dort wollte ich die letzten Tage am Strand beim surfen ausklingen lassen.Viel wusste ich noch nicht über mein Praktikum, eine Woche vor Abflug hatte ich, nach erneuter Anfrage bestätigt bekommen, dass ich vom Flughafen abgeholt werde und mir ein Zimmer organisiert wurde, mehr wusste ich nicht. Vor Kairo drehte der Flieger noch eine Warteschleife wegen hohem Verkehrsaufkommen, dieses wird mich die nächsten Wochen wohl noch weiter begleiten.

Angekommen am Flughafen in Kairo ließ das Gepäck etwas auf sich warten, ein Visum hatte ich schon in meinem Pass, dies ersparte mir eine lange Schlange.Tatsächlich wurde ich von einem Iaeste Mitarbeiter mit dem Schild "Iaeste Matthias Wilhelm Bruns" abgeholt. Wir gingen raus und er hielt verschiedene Taxis an und verhandelte mit ihnen über den Fahrpreis. Das dritte Taxi war dann bereit uns für 30 LE (Ägyptische Pfund) zu meiner Unterkunft zu fahren.

Ich hatte schon einiges gelesen, aber die Fahrten auf Ägyptens Straßen sind wirklich sehr interessant. Drei Spuren werden teilweise zu Fünft nebeneinander gefahren. mit ungefähr 10 cm Abstand zum nächsten Auto. Wird eine Lücke erahnt, kurz hupen oder aufblenden, dann reinziehen. Dazwischen Fußgänger die über die Straßen gehen, als sei sie lehr und Roller mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern oben drauf, wobei das eine in den Armen der Mutter schläft. Für einen Helm währe es natürlich zu heiß.
Das Verkehrsaufkommen war so hoch, dass wir die ganze Fahrt nicht schneller als 40 km/h fuhren, wir standen für deutsche Verhältnisse immer im Stau.Zu den am Abend (23 Uhr) immer noch 30 Grad kommt dann noch ein Geruch, wie vielleicht vor 25 Jahren in Deutschland, denn die Autos sind auf dem Stand von dieser Zeit. Durch die Fahrweise jedoch zum Teil stark mitgenommen. Nach weiteren 1,5 Stunden im Taxi, eine Papierspender ersetzt die Klimaanlage, bin ich im Studentenwohnheim der Uni Kairo angekommen.

Da Männer und Frauen hier getrennt leben, werden diese Häuser von den Studenten "Boys Hostel" genannt. Ich wurde den anderen Studenten und Iaeste Mitarbeitern vorgestellt und wir ging noch was essen.
Wir gingen ins Taza, übersetzt "frisch" mein Stamm-Fast-Food Restaurant für die nächste Zeit. Dort habe ich gleich "Ägyptian food" ausprobiert Falaffel, ein Grünkernfladen in Baguette, dazu scharf eingelegtes Gemüse. War, auch wenn es sich nicht danach anhört, lecker. Der Preis 1 Pfund, ich glaube der Standartpreis für fast alles z.B. Baguette und Wasser im Supermarkt, umgerechnet 13 Cent. Die nächsten vier Wochen ernährte ich mich fast nur von den angeboten des Taza, denn in unserem Wohnheim gab es keine Küche. Zu den Favoriten zählte bei mir Schauerma, Drehspieß vom Rind oder Hünchen in einem süßen Baguette.

Mein Zimmer war sehr einfach, eine Gemeinschaftsdusche und Toilette gab es auf dem Flur, unser Wohnheim gehörte zu den schöneren, neueren und sauberen Gebäuden in Kairo, trotzdem hatten wir regelmäßig Besuch von Kleintieren. 

Die erste Nacht war für mich viel zu Warm, also hab ich zusammen mit dem knüppelharten Bett was nun meines war fast nicht geschlafen, dass besserte sich mit der Zeit etwas. Nachts wurde es in Kairo fast nie unter 30°C.
Der einzige Ort an dem es etwas kühler wurde, war am Nil. So traf man sich Abends am Nil, am Ufer, auf einem der Brücken oder mietete sich ein Segel oder Motorboot um auf dem Nil zu fahren. So war es abends am Nil immer richtig voll.

Die sechs der zwölf Mitarbeiter von Iaeste wohnten bei uns im selben Flur und betreuten uns hervorragend, jeden Abend wurde etwas unternommen und auch am ägyptischen Wochenende (Donnerstag und Freitag) unternahmen sie oft etwas mit uns. Natürlich stand auch eine Fahrt abends mit einer Faluka, die dortigen Segelboote, auf dem Nil an. Der Skipper war nicht der Sicherste und so währen wir beinahe an eine Brücke gefahren, da sich das Segel verheddert hatte und das Boot damit nicht mehr steuerbar war, zum Glück wurden wir noch rechtzeitig von einem Motorboot wieder etwas Flussaufwärts gezogen, so dass unserer Skipper Zeit hatte das Segel wieder zu entwirren. Aber es war schön den Sonnenuntergang vom Nil aus zu betrachten, mit den ganzen Leuchtreklamen auf den Hochhäusern. Zudem war es auf dem Nil im vergleich zur Megacity Kairo relativ ruhig und entspannend, was man sonst in Kairo fast nicht findet. Gestört wurde die Ruhe nur von den Motorbooten, diese waren mit Lichterketten voll behangen, welche dazu noch in allen Farben blinkten. Auf diesen Booten wurde dann laute Musik gespielt und gefeiert und getanzt.

Mittlerweile wuchs die Gruppe der Iaeste Praktikanten immer weiter als alle da waren, waren es 42 Praktikanten aus den verschiedensten Ländern: Tunesien, Syrien, Oman, Rumänien, Polen, Norwegen, Jordanien, Nord Irland, Griechenland, Finnland, Kolumbien, Bosnien und Herzegowina. Die meisten, zusammen 22, kamen jedoch aus Deutschland. Dies machte es leider zeitweise schwer sich nur auf Englisch zu unterhalten.

Mit so vielen Personen waren Unternehmungen immer ein wahres Abenteuer. Um zu den unterschiedlichsten Plätzen zu kommen fuhren wir meistens Taxi. Die Ägypter versuchten uns Microbusse zu organisieren, in welchen 10 Sitzplätze waren. Diese befüllten wir dann mit 15 bis 17 Leuten, so dass zwei oder drei Busse ausreichten, denn es waren nicht immer alle dabei. Bis wir alle einen Bus hatten dauerte schon mal 1,5 Stunden.
Immer wenn wir in eine Bar gingen, wurde es noch schlimmer, denn die Bedienungen weigerten sich pro Kopf oder pro Tisch abzurechnen. In keiner Kneipe kamen wir um eine Rechnung für alle herum. So mussten wir selbst das Geld aus der Gruppe sammeln. Dies sorgte öfters für Verwirrungen. Meistens wurde nämlich Service und Tax berechnet von zusammen meist 22 Prozent, dazu wurde einfach Wasser auf den Tisch gestellt, was berechnet wurde wenn einer was davon getrunken hatte. Das man dieses Wasser auch bezahlen muss, haben manche bis zum Schluss glaube ich nicht verstanden. Wenn man Wasser zusätzlich bestellte gab es dann noch Wasser in unterschiedlichen Preisklassen. Zusammen also ein riesen Durcheinander. Zurück ging es dann wieder in den Microbussen oder Taxis.

Fortbewegung in Kairo:

Taxis fahren in Kairo unheimlich viele herum, ich glaube wenn sich einer in Kairo ein Auto kauft, ist es ein Taxi und er fährt damit herum um nebenbei Geld zu verdienen. Das hat zur Folge, dass wenn man ein freies Taxi anhält ein wahres Glückspiel beginnt. Fast alle Fahrer können kein Englisch, die meisten Fahrer können dazu nicht lesen. In Arabisch aufgeschriebene Wegbeschreibungen helfen also fast nicht. Wenn man ihnen dann verständlich machen konnte wo man hin will, konnte es passieren dass sie sagen: Nein da fahre ich gerade nicht hin. Ist der Weg geklärt war musste man sich noch über den Preis einigen. Bei solchen Verhandlungen hatte man als Tourist meistens schlechte Karten. Nach einer gewissen Zeit kannte man aber die Preise, diese sind abhängig von der Entfernung und der Tageszeit, je später der Abend desto teurer das Taxi.
Wenn man jetzt einstieg konnte man sich immer noch nicht sicher sein, dass der Fahrer wusste wo es lang geht. Entweder man konnte ihm den Weg erklären, was in Kairo bei uns selten der Fall war, oder er sprach immer wieder Passanten oder andere Taxifahrer an um nach dem Weg zu fragen. Bezahlt wurde immer bei Ankunft. So kamen wir für 10 bis 20 LE fast immer in die Innenstadt und wieder zurück.

Aber es gibt noch weitere Reisemöglichkeiten in Kairo:

Metro, Bus und laufen

Die Metro, für 1 LE fahren bis man angekommen ist, es gibt zwei Metrolinien in Kairo die sich kreuzen.
Die dritte Metrolinie, die auf allen Karten und in der Metro eingezeichnet ist, existiert noch nicht, wahrscheinlich auch nicht in naher Zukunft.
Noch billiger ist der Bus, für 0,25 bis 1,5 LE zum Ziel. Das fahren ist aber etwas kompliziert: An den offenen Türen der Busse steht meist ein kleiner Junge, oft hängt er eher wegen Überfüllung des Busses neben ihm. Dieser Junge ruft den Leuten auf der Straße die Richtung seines Busses zu, Busliniennummern gibt es nicht. Kann man dem Jungen signalisieren dass man mit möchte klopft er gegen den Bus, so dass der der Fahrer es hört und langsamer fährt. Jetzt muss man während der Fahrt aufspringen und bei dem kleinen Jungen bezahlen. Es gibt auch Bus Drehkreuze, wo viele Busse hinfahren oder an diesem Kreuz stehen bleiben um auf Kundschaft zu warten. Hier kann man sich durchfragen welcher Bus in die gewünschte Richtung fährt, wenn der Bus voll ist wird los gefahren. Laufen ist aber oft die schnellst alternative, auch für relativ weite Strecken.

Sehenswürdigkeiten in Kairo:

So besichtigten wir relativ günstig die Sehenswürdigkeiten von Kairo. Zu den Highlights gehören für mich die Moscheen, der Al Azhar Park und der Khan-el-Khalili Basar. Die Pyramiden von Giza fand ich persönlich nicht sehr interessant. Für mich waren die Pyramiden nur beeindruckend große langweilige Steinhaufen. Aber an den anderen Plätzen lässt sich das Leben der Ägypter erleben.

Pyramiden:

Wir besichtigen die drei Pyramiden in drei Stunden, gegen Mittag brennt die Sonne dann schon recht ordentlich. Die ersten zwei Pyramiden können auch von innen besichtigt werden. Die erste ist aber mit 100 Pfund nicht sehr erschwinglich und so besichtigen wir die Zweite für 15 Pfund. Man geht durch 1,2 Meter hohe Gänge erst bergab und dann wieder bergauf. Dann ist man in der Grabkammer angekommen. Die im Vergleich zu den Gängen recht geräumig ist. Die Luft hier drin ist aber kaum auszuhalten, betritt man wieder das Freie kommt es einem draußen angenehm kühl vor. Sandra hatte eine Uhr mit Temperaturanzeige dabei. Draußen in der Sonne waren es 49 Grad und im Schatten 37 Grad. In der Grabkammer hat sie leider nicht geschaut. Wenn man in Ägypten ist und sich auch das Tal der Könige anschaut, kann man sich das Innere der Pyramiden wirklich sparen.

Ägyptisches Museum:

Das Ägyptische Museum ist auch noch sehr interessant um etwas von der Geschichte der Ägypter zu erfahren, dieses Museum ist aber derartig überfüllt von Kostbarkeiten, dass man wenn man es nur einmal besuchen will um einen persönlichen Guide nicht herum kommt. Wir haben es ohne Guide mit einem Reiseführer besucht. Das ging auch, nur braucht man dann sehr viel Zeit kann, kann die Fülle der Eindrücke gar nicht alle aufnehmen und findet auch nicht alles, denn die Beschreibungen unserer Reiseführer irrten doch sehr häufig in Raum und Standpunkt, auch ist die Beschreibung im Museum sehr knapp bis unzureichend.

Moscheen: 

Die Moscheen sind alle sehr interessant, sie sind durch die dicken Mauern gemütliche Ruhepole in der quirligen Megastadt. Mann muss die Schuhe ausziehen und kann dann die Moschee betreten, es sich auf den Teppichen gemütlich machen und die Ruhe genießen. selbst während den häufigen Gebeten geht es in den Moscheen sehr ruhig und entspannt zu. Aufpassen muss man in Kairo auf Teppiche auf der Straße oder dem Fußgängerweg. Auch wenn sich das Leben der Ägypter auf der Straße abspielt sind das keine Versuche den Gehweg schöner zu machen sondern es sind Gebetsteppiche. Diese mit Schuhen zu betreten ist strengstens untersagt, leider ist uns das auch ein Mal passiert.

Al Azhar Park: 

Der Al Azhar Park ist eine fast paradiesische Insel auf einem Berg über Kairo. Von ihm aus kann man herrlich über Kairo schauen, den Sonnenuntergang bei entspannender Musik genießen und auf dem schönen Rasen sitzen. Hier feiern wohl fast alle aus Kairo ihre Hochzeit und so trifft man fast immer wenn man da ist auf eine Festgemeinschaft mit Braut und Bräutigam.



Khan-el-Khalili Basar:

Der Basar, war wirklich faszinierend. Man drückt sich durch enge Gassen, jeder versucht seine Ware anzubieten und zu verkaufen. Wir wurden natürlich als Ausländer erkannt und mit den unterschiedlichsten reißerischen Sprüchen auf den verschiedensten Sprachen angesprochen. Als erstes ging es durch einen Bereich der eher von Cafes und Bars geprägt war, um dann in das touristische Viertel zu gelangen, dort wurde alles angeboten was man sich für einen Touristen nur vorstellen kann: Schmuck, Tücher, Shishas, Souvenire, Perlmuttkistchen und vieles mehr. Beim weiteren durchstreifen der engen Gassen kamen wir dann in den Bereich der zahlreichen und unterschiedlichsten Stoffe und Tücher. Diese wurden in allen Farben und Formen angeboten. In einer anderen Gegend des Marktes findet man überwiegend Kleidungsstücke oder Schuhe. So gibt es für jeden Artikel seinen eigenen Bereich. Sehr fasziniert haben mich auch die Gewürzgässchen. Das faszinierende Gemisch aller Gewürze raubt einem aber fast die Luft. Auf der Suche nach dem Rückweg wurden die Gassen immer enger, dunkler und verwinkelter. Zuletzt musste man diverse Geschäfte auf der einen Seite betreten und auf der anderen wieder verlassen, um in eine noch kleinere und dunklere Gasse zu gelangen. Es wurde langsam unheimlich und wir kehrten um und gingen lieber den schon bekannten Weg zurück.
Wie fast in ganz Ägypten sind diese Preise als Preise zum Handeln zu verstehen. In den Reiseführern wird gesagt ein angemessener Preis sei ein viertel des ersten Preises, nach meiner Erfahrung ist es aber schon eher ein fünftel oder ein sechstel des Preises. Und selbst dann schauten unsre einheimischen von Iaeste noch komisch an und sagten, sie hätten es für viel billiger bekommen. Aber diese Preise kann man als Tourist nicht erreichen.
Nach dem Bummel trafen wir uns alle wieder an der Moschee und besuchten ein Cafe um einen Mangosaft, Tee und Shisha zu trinken, man sagt hier Shisha  trinken.
Zwei von uns haben sich total verlaufen und es dauerte über zwei Stunden, bis sie wieder bei uns waren. Sie sprachen einen Inhaber eines Ladens an, der einen Iaeste Mitarbeiter anrief und ihm erklärte wo die zwei waren.



Auch wir bekamen zu spüren wie weit die Angst vor dem Terror auch schon in Ägypten fortgeschritten ist. Immer wenn wir touristische Gegenden betraten häufte sich das Polizeiaufgebot und einmal wurde unser "Guide", also Iaeste Mitarbeiter von der Polizei abgeführt um ihn zu überprüfen.
Zwanzig Minuten später stieß er wieder zu uns, man nahm an das er ein Terrorist sei, da er einheimisch aussah und dies auch war. Wir mussten dann bestätigen dass er unser "Guide" war. Er erzählte, dass die Einheimischen zum Teil manche Gegenden in ihrem eigenen Land nicht mehr betreten dürfen um sie von den Touristen fern zu halten. Auch ist eine Ausreise aus Ägypten für viele fast unmöglich.
Aber zu jeder Zeit fühlte ich mich sehr sicher in Ägypten und das lag nicht an der überall vorhanden Touristenpolizei, welche kein Englisch konnte, sondern an den sehr freundlichen und offenen Ägyptern. Auch wenn man als Mann praktisch nur mit Männern in Kontakt treten konnte, so waren sie alle sehr nett, hilfsbereit und wollten erfahren was man hier macht. Ich hatte dabei den Eindruck, dass sie gegenüber den klassischen Touristen nicht ganz so offen waren, aber so bald man erzählt hat, dass man kein Tourist ist, sondern ein Praktikum macht waren alle sehr neugierig und begeistert.
Wenn man aber in Kairo eine zeitlang verbringt und mitbekommt wie sich die Touristen benehmen, wenn sie von Hurghada während einem Tagesausflug Kairo besuchen, oder wie sie sich in Ägypten verhalten, so ist eine leicht kritische Einstellung gegenüber den Touristen sehr verständlich. Als Beispiel kann ich hier zum Beispiel ein gut aussehendes Mädchen anführen, die in Kairo mit sehr knappen Hotpants und einem Badanzug Oberteil die Sehenswürdigkeiten besichtigt. Das in einem Land, wo es den Frauen in manchen Religionszweigen nicht gestattet ist jegliche Haut zu zeigen. Jedoch mindestens Kopf, Schultern und Beine bis über das Knie zu verdecken. Dieses Gebot gilt übrigens auch beim Schwimmen und wird von den Frauen auch dort eingehalten. Trotzdem waren die Frauen in Kairo immer sehr modisch und geschmackvoll angezogen, größten Teils nicht so schwarz vermummt wie es das Bild in Deutschland ist.

Außerhalb Kairos:

Dahab:

Unsere Iaeste-Betreuer organisierten für uns zwei super Reisen. Die erste ging nach Dahab, wir gingen dort Schnorcheln, ATV fahren und Kamelreiten.
Leider saß ich bei der Fahrt nach Dahab im Bus in der letzten Reihe, dass sind die schlimmsten Plätze im Bus. Es ist etwas enger, zudem saß noch ein gut gebauter Mann neben mir, der Sitz und der Fußraum ist vom Motor sehr heiß und von oben bläst die Klimaanlage einem kalte Luft auf den Kopf, dass man Kopf- und Ohrenschmerzen bekommt.
Zum Glück war es dem dickeren Mann wohl auch zu eng und er fand jemanden schmaleren mit dem er tauschen konnte. Mit den Kopfbezügen der Sitze verschlossen wir dann die Klimaanlagenöffnungen und so ließ es sich halbwegs aushalten, an Schlafen war aber nicht zu denken.

Das Schnorcheln war der Hammer, ich hätte nie geglaubt, dass man nur mit Flossen, Brille und Schnorchel eine solche Unterwasserwelt bestaunen kann. Wir schnorchelten an den three Pools, dem Blue Hole und einem Beduinendorf 1,5 Stunden mit dem Kamel vom Blue Hole entfernt.

Dieser Kamelritt war für fast alle von uns die Hölle. Die "Sitze" der Kamele waren nur dürftig mit Decken ausgelegt und so hatten wir schon nach dem holprigen Ritt durch die Wüste entlang dem Meer blaue Flecken und Schmerzen. Dies wurde durch das Tauchgebiet zwar teilweise wieder wettgemacht, auch das essen der Beduinen was uns in einem Windzelt gereicht wurde war sehr gut und trug seinen Teil dazu bei. Aber dennoch weigerten sich manche wieder auf ein Kamel zu steigen und liefen die Strecke zurück. Ich erwischte ein besseres Kamel, zusätzlich legte ich mir noch mein Handtuch unter, so war der Ritt mit weniger Schmerzen zu überstehen.

Mit dem ATV oder Quad fuhren wir an einem Morgen um 4 Uhr in die Wüste um den Sonnenaufgang zu sehen. Das Fahren hat super viel Spaß gemacht, auch wenn wir danach kräftig eingestaubt waren.
Dahab selbst hat eine wunderschöne gemütliche Uferpromenade, auf welcher Abends sehr schön bummeln und einkaufen kann.


Assuan, Abu Simbel, Luxor:

Die zweite Reise ging erst nach Assuan, von dort aus nach Abu Simbel, dann weiter nach Luxor und von da nach Hurghada.

Assuan liegt traumhaft am Nil und hat mir sehr gut gefallen. Am Abend sind wir in ein Restaurant auf einem Berg mit Blick über ganz Assuan gegangen, dort haben wir auch einen sehr schönen Sonnenuntergang erlebt. Fasziniert hat mich an Assuan, dass die nächste Umgebung und die vielen Inseln dort auf dem Nil sehr grün waren, die Wüste mit hohen Bergen sich aber direkt anschloss.
Mit dem Bus machten wir eine Tagestour nach Abu Simbel, dieser Tempel wurde wegen dem Assuan Staudamm Versetzt, 60 Meter höher. Dennoch hat man es geschafft vieles zu erhalten und eine Besichtigung lohnt sich sehr, denn im Inneren sind noch sehr viele schöne Wandmalereien erhalten.


In Luxor besichtigten wir alles wichtige, wie den Luxortempel, Karnak und die Westküste von Luxor mit dem Hatschepsut Tempel und dem Tal der Könige und Königinnen.
Auf der ersten Ebene auf der rechten Seite beim Hatschepsut Tempel haben mich schöne Wandmalereien von Tieren fasziniert, mit wenigen Strichen wurden die Tiere sehr exakt dargestellt.

Im Tal der Könige durfte man für den Eintritt drei Gräber seiner Wahl besichtigen. Für das Grab des Tutanchamun war eine extra Eintrittskarte zu lösen. Dies war gelinde gesagt eine Frechheit. Der Preis dieser Karte ist in keinem Fall gerechtfertigt, es war für mich das langweiligste Grab dort. Als erstes besichtigten wir das Grab des Tutmosis 2. dieses liegt sehr weit oben, fast im Berg und ist nur über eine steile Treppe zu erreichen. Ursprünglich wollte ich das Grab von Ramsis 6. und von Sethos 1. besichtigen, leider waren beide Gräber geschlossen und so besichtigten wir die weit außerhalb liegenden kleinen Gräber des Thutmoses 4. und des Mentuherkhepeshef. In beiden waren wir die einzigen Besucher während wir in dem Grab waren. Beide waren sehr gut erhalten, das Eine ein recht großes mit verschiedenen Räumen und einem schönen Sarkophag im Kernraum. Das andere Grab war sehr klein, es hatte nur einen Gang zum Endraum, dieser war aber sehr schön bemalt und gut erhalten mit sehr leuchtenden Farben.
Dann ging es in das Tal der Königinnen, auch hier war das angeblich schönste Grab verschlossen. Die anderen Gräber brauchten sich aber nicht vor den Gräbern des Tals der Könige, zu verstecken.

Außerdem machten wir wieder eine Fahrt mit einer Faluke, die Landschaft vom Nil aus ist wirklich schön. Erst sieht man das Wasser, diesem folgt ein herrlicher grüner Gürtel aus Schilf, Nutzpflanzen und Palmen. Im Hintergrund leuchten dann die Sandgelben Berge der Wüste. Da kein Wind war dauerte die Fahrt länger als geplant, aber so erlebten wir außerdem noch den Sonnenuntergang auf einer Feluke. Für das Abendessen gingen wir in ein Restaurant, in welchem einheimische Musiker für eine geniale Stimmung sorgten, so dass zwischendurch fast alle getanzt haben. Es war eine Musikergruppe rund um einen Sänger, welcher alte Geschichten und Sagen zum Besten gab. Wir verstanden zwar nichts aber es war sehr schön und durch den Rhythmus der Trommeln sehr mitreißend. 


Hurghada: 

Luxor aus fuhren wir nach Hurghada, auch hier gingen wir Schnorcheln von einem Boot aus und machten eine ATV tour. Allerdings sah man den Korallen rund um Hurghada schon den Massentourismus deutlich an, auch das Wasser war nicht so schön klar. Die Wüstentour war aber besser als in Dahab, denn hier ging es wirklich in die Wüste, so weit, dass Hurghada nur noch am Horizont zu erkennen war. In der Wüste machten wir Pause in einem Beduinendorf und bekamen wieder etwas Leckeres zu essen. Hier verabschiedete ich mich von den anderen, diese fuhren wieder zurück nach Kairo. Ich hatte noch 5 Tage bis zu meinem Abflug aus Hurghada und diese wollte ich zum Surfen nutzen, der Wind schwächelte jedoch, so dass fast nur zum dümpeln und tricksen reichte.
Hurghada hat leider keinen richtigen Stadtkern und damit, finde ich, wenig Charme. Zudem hauen einen die touristischen Preise hier vom Hocker, wenn man die Preise aus Kairo gewöhnt ist. Einen Tag besuchte ich das Aqua Center, ein Park voll mit Wasserrutschen in den verschiedensten Ausführungen, von der Kinderrutsche bis zu richtigen Adrenalinrutschen, ein Besuch würde ich hier auf jeden Fall empfehlen.

Der Flug zurück ging problemlos von statten, wenn man die gewohnt langsamen und etwas unorganisierten Ägypter gewöhnt ist. Ohne sich an diesen Lebensstiel anzupassen hat man es als deutscher in Ägypten sehr schwer. Wir, die wir Pünktlichkeit und perfekte Organisation gewöhnt sind, stoßen dort auf eine Art, die alles lockerer nimmt. Die Tour nach Dahab wurde erst drei Tag vor Abfahrt geplant und auch sonst war die Zeit nicht so wichtig, man konnte sich diesem System auch nicht zur wehr setzt. Es gab überaus korrekte Deutsche Praktikanten, die mit uns dort waren. Am Anfang haben sie regelmäßig die Krise bekommen, wenn nicht alles so lief wie gedacht oder sich verspätete, aber so sehr sie es auch versuchten es war keine andere als die "Mal-schauen-was-und-wie-es-kommt-Mentalität" zu erreichen.